Systemische Therapie

Seit über 25 Jahren arbeite ich therapeutisch mit Familien und Kindern, seit 20 Jahren als Sachverständige für Familiengerichte. In meiner Arbeit als Sachverständige treffe ich häufig auf Eltern, die nicht mehr kommunizieren können, die kein Vertrauen in ihren Partner/ ihre Partnerin mehr haben, die aufgrund von Enttäuschungen oder auch Verstrickungen mit ihrer Herkunftsfamilie die Hoffnung auf eine glückliche Partnerschaft verloren haben.

Insbesondere die Kinder entwickeln in solchen Familiensystemen teils schwerwiegende Symptome, wie beispielsweise Einnässen, Einkoten, selektiven Mutismus, häufig auch Übergewicht und Schulprobleme. Ein besonderes Anliegen ist es mir deshalb, Paare und Familien therapeutisch dabei zu unterstützen, eine wertschätzende und kooperative Paar- und Elternbeziehung führen zu können, sodass alle Familienmitglieder sich innerhalb des familiären Systems in ihren Bedürfnissen wahrgenommen und anerkannt fühlen und sich ihren Fähigkeiten entsprechend entwickeln können.

Eine der ersten Familientherapeutinnen, Virginia Satir, verglich die Familie mit einem Eisberg:

„Die meisten Menschen sind sich nur eines Zehntels dessen bewusst, was in der Familie vor sich geht – nämlich jenes Zehntels, dass sie sehen und hören. Einige haben den Verdacht, es könnte sich noch mehr unter der Oberfläche verbergen, doch wissen sie nicht, was es ist, und sie haben auch keine Vorstellung, wie sie es herausfinden können. Dieses Nichtwissen kann die Familie auf einen gefährlichen Kurs bringen. Sowie das Schicksal eines Seefahrers davon abhängt, ob ihm klar ist, dass der größte Teil des Eisbergs sich unter der Wasseroberfläche befindet, hängt das Schicksal einer Familie davon ab, dass die Menschen die ihr angehören, um die Gefühle und Bedürfnisse wissen, die der familiäre Alltag verbirgt.“
(Virginia Satir, 1994)

Die systemische Therapie/ Familientherapie ist eine moderne Therapieform, die eine eigene klinische Theorie und Methodologie zur Erklärung und Behandlung psychischer Störungen entwickelt hat. Psychische Krankheiten werden nicht individuell betrachtet, sondern als Ausdruck einer Störung der Systemumweltpassung verstanden. Individuelle Symptome werden im Kontext der Beziehungen der Akteure betrachtet, so kann das Symptom eines Kindes (Schulprobleme) im Kontext des Familiensystems verstanden werden – beispielsweise als Bewältigungsversuch, die streitenden Eltern durch das Produzieren von Problemen abzulenken.

In der Therapie wird versucht, solche Beziehungsmuster verstehbar zu machen, destruktive Muster zu verändern, sodass das Symptom letztendlich nicht mehr notwendig ist. Hierzu werden spezielle Fragetechniken und Methoden eingesetzt: „Was wäre, wenn das Symptom verschwunden wäre? Was können Sie tun, damit es schlimmer wird?“

Das Familiensystem wird „verstört“, sodass neue gesündere Familienregeln und Beziehungsmuster etabliert werden können.

Vereinfacht gesagt, wird in der Familientherapie versucht, wieder eine direkte und klare Kommunikation zwischen den Familienmitgliedern herzustellen, das Selbstwertgefühl zu stärken und rigide und unmenschliche Regeln innerhalb des Familiensystems offenzulegen und den Bedürfnissen der Familie anzupassen.

Die systemische Therapie versucht, destruktive Beziehungsmuster aufzudecken, flexible und angemessene Familienregeln zu etablieren und Lösungen gemeinsam mit der Familie zu entwickeln. Dabei werden vor allem die Ressourcen und das Veränderungspotential der Familie selbst in den Fokus genommen.

Die systemische Therapie verwendet hierbei unterschiedliche Methoden wie beispielsweise:

• spezielle Fragetechniken
• die Skulpturarbeit
• Rollenspiele
• das Lebensflussmodell, aber auch
• Genogrammarbeit

Die Haltung ist grundsätzlich wertschätzend, zukunftsorientiert und lösungszentriert. Es geht nicht um Schuldzuweisungen oder darum, Fehler aufzudecken, sondern zu verstehen, wie diese Verwicklungen entstanden sind und wie sie aufrechterhalten werden.

„Problemtalk creates problems. Solutiontalk creates solutions.“   Steve de Shazer

In der Therapie oder auch Beratung wird das Vorgehen auf Ihre spezielle Konstellation angepasst genau erläutert und mit Ihnen abgestimmt. Es findet eine Auftragsklärung statt, die Ziele werden besprochen, ebenso das Setting und die Anzahl der Termine, wobei in der Systemischen Therapie oftmals schon wenige Termine ausreichend sind, um kreativ Lösungen zu entwickeln.

Da ich auch in Verhaltenstherapie ausgebildet bin, verwende ich je nach Störungsbild auch verhaltenstherapeutische Methoden. Diese haben sich insbesondere bei Ängsten, Phobien aber auch Depressionen als sehr effektiv erwiesen.

Eine moderne Therapieform sollte sich nach den individuellen Erfordernissen des einzelnen Menschen richten und sich an dessen Lebenswelt und Bedürfnissen orientieren.